Historie

 

Zeittafel Die Präsidenten Geschichte

Zeittafel

75 n. Chr. bis etwa 260 sind die Römer auf dem Gebiet des heutigen Heddernheim.
Bezirkshauptstadt Nida des „Civitas Taunensium“. Schon römischer Carneval?
802 Erste Erwähnung des Ortes „Phetterenheim“.
1132 Ortsname Heidersheim, 1145 Heideresheim.
13. Jh. Heidersheim, Heydersheim und andere „heitere“ Namen.
1699 Gerichtssiegel mit Kaiser Hadrian „in der Bütt“.
1837 Gemeinderechner Schukart kassiert 3 Kreuzer für „Tanzmusik an Fastnacht“.
1839 Erster Fachnachtszug anläßlich der Erstellung der ersten Gemeindepumpe, als Gemaa-Bumb Symbol der Heddernheimer Fastnacht.
1840 Festspielschreiber C.F. Bender erstmals erwähnt.
1850 Adolf Stoltze erinnert sich (Humoresken 1900) an die Fastnacht in diesem Jahr.
1867 Ältestes vorhandenes Manuskript eines Fastnachtspieles von Lehrer Bender: „Der grausame Michel und sein schreckliches Ende“. Liederbuch von C.F. Bender mit Fastnachtslied.
1872 Ältestes vorhandenes Plakat „AEPPELWEIN – Geschwader“.
1878 Plakat „Brenn-Nessel“
1881 Lehrer Bender stirbt. Die Heddernheimer setzen ihm ein Gedenkstein.
1881 5. Oktober Gründung der „Heddernheimer Käwwern-Gesellschaft“
1882 Erste durch die Käwwern ausgerichtete Fastnacht.
1883 – 1889 Nikolaus Nohstadt Festspiel-Autor.
1898 Erstmals Teilnahme von Frauen im Spiel und Zug – vorher waren sämtliche Damenrollen mit jungen Männern besetzt.
1904 Käwwern halten 25jähriges Jubiläum (3 Jahre zu früh).
1911 – 1914 Wilhelm Frey Festspiel – Autor.
1922 – 1923 40 Jahre Käwwern. Inflation. Billionen – Fastnacht.
1926 Erste Käwwern-Zeitung nach dem 1. Weltkrieg.
1928 – 1934 Festspiel – Autoren Bernhard Barz Hermann Libbach (Bebaheli).
1931 Gründung „Fidele Nassauer“.
1932 Fünfzig Jahre „Käwwern, Jahr der Bescheidenheit.
1933 Gleichschaltung der „Käwwern“ (Führerrat usw.)
1936 Verbot der Fastnacht wegen Linolschnitt auf der Käwwern-Zeitung, der offensichtlich Hitler mit Narrenkappe zeigt.
1939 Nochmals Fastnachtszug
1946 20. Januar, erste Käwwern-Sitzung.
1949 „Straßen-Fastnacht“ – alle Straßennamen waren mit närrischen Namen umbenannt. 11.11. Gründung der „närrischen Freien Reichsstadt Klaa-Paris“.
1950 111. Fassenacht. Der 122jährige Adam Naaz kommt aus Kanada.
1951 Gründung „Zuggemeinschaft Klaa-Paris“.
1952 Erster Fastnachtszug nach dem Krieg.
1954 Gründung Karnevalgesellschaft „Konfetti“.
1957 Wilhelmus I – Wilhelm Wenz – erster närr. Statthalter.
1958 Erste Funkhaus-Erstürmung.
1959 Kaiserin Claudia – Anna Wenz.
1963 – 1967 Statthalter Hajo I, Dr. H.J. Seyffarth.
1967 – 1976 Statthalter Fritz I, Fritz Hableib.
1969 1. Frankfurter Gardecorps – Scharfschützen – Konfetti gegründet.
1971 Konstituierung „Historische Kommission der Heddemer Käwwern“
1977 Statthalter Alfons I, Alfons Dresch.
1980 Stiftung des Damen-„Ehren-Orden“ Goldenes Lachrös’chen.
1982 100 Jahre Heddemer Käwwern.
1989 150 Jahre Fassenacht in Heddernheim.
1993 111 Jahre Heddemer Käwwern.
2003 11 x 11 Jahre Heddemer Käwwern
2007 125 Jahre Heddemer Käwwern

 

Die Präsidenten

1882 – 1885   Karl Leister
1886 – 1887   Hubert Hüfeld
1887 – 1888   Jean Maag
1889 – 1890   Wilhelm Barz II
1891 – 1903   Jean Müller
1903 – 1905   Erhard Plätz
1906 – 1914   Wilhelm Port
1914   Wilhelm Frey
1914 – 1924   Wilhelm Maurer
1924 – 1933   Mathias Ritzel
1933 – 1934   Wilhelm Schmidt
1935   Louis Müller
1936 – 1937   Heinz Rüdding
1938 – 1939   Peter Christ
1939 – 1950   Johann Heislitz
1950 – 1953   Henry Schwab
1953 – 1955   Dr. H. J. Seyffarth
1955 – 1957   Reinhard Schwab
1957 – 1979   Karl Keiner
1979 – 2007   Dietmar Pontow
2008 – 2017   Harald Beckenbach
seit 2017   Detlef Alexander

Geschichte der Heddemer Käwwern

Die Vor-Käwwern-Zeit

Das Jahr 1839 ist das Geburtsjahr der Heddernheimer Fastnacht mit dem 1. Fastnachtszug am Fastnachts-Dienstag. Jedoch wurde schon früher in Heddernheim Fastnacht gefeiert, wie aus dem Cassabuch des Gemeindeschreibers Schukart hervorgeht, der folgende Eintragung vornahm: „1837 zahlt die Tanzmusik der Fastnacht mit — 3 k“ (Kreuzer). Die gleiche Eintragung findet sich auch für das Jahr 1839.

In seiner Chronik von 1932 zur 50-Jahr-Feier der Heddemer Käwwern schreibt Käwwern-Präsident Jean Müller: „Die Hauptfeiertage in Heddernheim waren von jeher die „Heddernheimer Kerb“ und die „Fastnacht“. Letzteres wurde schon von Alters her würdig gefeiert. Dieses ist wohl darauf zurückzuführen, dass Heddernheim früher zu „Kur-Mainz“ gehörte, wo der Fasching schon vor mehr als 100 Jahren in besonderer Blüte stand.

Kehren wir zurück in das Gründungsjahr 1839. Anlaß für den 1. Fastnachtszug war der Bau einer Gemeinde-Pumpe, im Volksmund „Gemaa-Bumb“ genannt, gegenüber der damaligen Schule in der Langgasse, heute „Alt-Heddernheim“. Bis dahin waren im Ort nur Ziehbrunnen im Gebrauch, deshalb wurde diese Neuerung allgemein bestaunt und bewundert.

Im „Scharfen Eck“, damals noch eine kleine niedrige Wirtschaft am Eingang des Ortes, wurde eine Gemeinde-Pumpe gezimmert und dann am Fastnacht-Dienstag-Mittag im Triumph durch die Strassen Heddernheims gefahren. Das war genau ein Jahr nach dem 1. Mainzer Fastnachtszug. Lange Zeit wurde nun am Fastnacht-Dienstag stets etwas veranstaltet, ohne das ein eigentlicher Verein bestand. Hier sind sich die alten Chronisten nicht ganz einig, denn nach mündlichen Überlieferungen soll eine Karnevalsgesellschaft in Heddernheim bestanden haben, die sich allerdings in den Revolutionswirren des Jahres 1848 auflöste.

Der „Fastnacht-Dienstag“ in Heddernheim war somit geboren. Diesen hielt man auch später fest, wahrscheinlich, um dem Mainzer Rosenmontag keine Konkurrenz zu machen.

An der damaligen Volksschule unterrichtete ein Lehrer, C. F. Bender, der von 1840 – 1852 den Gesangsverein „Frohsinn“ dirigierte. Dieser Lehrer Bender entfaltete eine überaus rege Tätigkeit in der Heddernheimer Fastnacht und muß als Nestor derselben bezeichnet werden. Er schrieb viele Fastnachtsspiele und Fastnachtslieder. In seinem handgeschriebenen Liederbuch von 1867 findet sich das erste Narrenlied „Herbei du närrisch Publikum, herbei zum Narrenfest“. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts existierten zwei sogenannte Fastnachts-Gesellschaften in Heddernheim, das „Aeppelweingeschwader“ und die „Brenn-Nessel“. Deren Gründungsjahre sind nicht mehr bekannt, aber es steht fest, dass Lehrer C. F. Bender die „Brenn-Nessel“ bis zu seinem Tode in Jahr 1881 leitete. Alles, was sich so im Laufe eines Jahres in der Gemeinde ereignet hatte, wurde am Fastnacht-Montag-Abend mit der großen Schelle bekanntgegeben. Fiel einmal der übliche Zug am Dienstag aus, wurde dafür im Saale des „Deutschen Hofes“ jeweils ein närrisches Festspiel aufgeführt. Mit dem Tod von C. F. Bender verlor die „Brenn-Nessel“ Kopf und Seele ihrer Gesellschaft und sie löste sich auf. Die Gesellschaft „Aeppelweingeschwader“ muß es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gegeben haben. So schreibt Jean Müller in seiner Chronik: „Mit dem Ableben des Herrn Bender lag feierliche Stille auf dem heimatlichen Fluren. Heddernheim hatte seine Fastnacht, die jungen Leute ihren höchsten Feiertag verloren. Sie ließen die Köpfe hängen. Ihre Augen waren verschleiert.“

Heddemer Käwwern von 1881 – heute

Ein Verein wird geboren

Die Geburtsstunde der Käwwern ist der Nachkerwe-Montag im Jahr 1881. Doch lassen wir Jean Müller noch einmal zu Wort kommen:

„So saßen denn auch wieder einige dieser Bedauernswerten auf Heddemer Nach-Kerwe-Montag-Abend im Garten des „Römer-Kastell“, alias „Rote Männche“. zum besseren Verständnis – damals dauerte die Kirchweih noch volle 8 Tage. Die feierliche Beerdigung der „Kerb“ war von den Genannten mit besorgt worden und sie saßen nun in trauriger Rührung, ähnlich dem „Hannibal auf den Trümmern Karthagos“ da. Sie gedachten mit unsäglicher Wehmut, dass es nun ein volles Jahr dauerte, bis sie sich wieder mal so richtig austoben konnten. Plötzlich rief einer von ihnen: „Ich habb`s! Ich habbs`s! merr mache widder e Fassenacht, merr gründe en Fastnachts-Verein!“. Ein Blitz aus heiterem Himmel hätte nicht besser zünden können, als dieser einfache Ausruf. Alles von den anderen Tischen kam auf den Ausrufer zugestürzt. Man umringte den Heilsverkünder, hob ihn auf die Schultern und ließ ihn hochleben. Und fünf Minuten später waren die „Heddemer Käwwern“ geboren.

In der ersten Zusammenkunft der 43 Gründungsmitglieder am 5. Oktober 1881 wurde die Gründung beschlossen und der Verein auf dem Namen „Heddernheimer Käwwern-Gesellschaft“ getauft.

Die Gesellschaft sollte eine „periodische“ sein und jeweils nach Neujahr die ersten Mitglieder-Versammlung stattfinden. Dazu kamen am 1. Januar die obligatorischen, närrischen Montagsversammlungen, in denen auch die Vorbereitungen für den Fastnachts-Dienstag getroffen wurden. Nach Fastnacht sanken die Käwwern wieder in den Winterschlaf. Der erste Vorstand bestand aus den Herren

Karl Leister, Präsident
Heinrich Dörr, Schriftführer
Heinrich Boch, Kassierer
Joh. Daniel Schmidt, Ersatzmann
Jean Kitz, Inventar-Verwalter

Alle die Posten wurden später dann verdoppelt. Die Vereinsgründer, die am 5. Oktober 1881 den Verein aus der Taufe hoben, werden wohl den Meisten heutzutage nichts mehr sagen, aber diese Männer sind der Ursprung des Vereins und mit Ihnen begann die Geschichte der „Heddemer Käwwern“:

Bernhard Barz, Valentin Bayer, Heinrich Boch, Nikolaus Carillon, Georg Donnahl, Heinrich Dörr, Ludwig Dübel, Friedrich Franke, Heinrich Fuchs, Jakob Fuchs, Christian Fuchs, Wilhelm Fuchs, Johann Heiderich, Christian Heil, Anton Heilmann, Bernhard Heislitz, Frans Hermann, Hubert Höfeld, Franz Jamin, Jean Kitz, Leopold Kaufmann, Karl Leister, Jakob Libbach, Johann Löffler, Heinrich Maag, Jean Maag, Johann Maurer, Christian Maurer, Konrad Meister, Hartmann Müller, Josef Müller, Heinrich Nagel, Nikolaus Nohstadt, Johann Ritzel, Peter Romeiser, Johann Daniel Schmidt, Heinrich Schulz, Jakob Sieben, Johann Simon, Eduard Stein, Adam Streitenberger, Karl Wißmath.

Der Vereinsname änderte sich in der Zeit, als alle Firmen anfingen, sich mit Abkürzungen zu präsentieren. Aus dem alten Taufnamen wurde ganz ein einfach „Heddemer Käwwern“.

Die Käwwern von 1882 – 1945

Die närrische Tradition der Heddernheimer Fastnacht wurde von den Heddemer Käwwern natürlich so fortgesetzt, wie es in den vorherigen Jahren üblich war. Von der „Brenn-Nessel“ wurde das Ausschellen am Fastnacht-Montag-Abend übernommen. Damit wurde erst gebrochen, als die erste Käwwern-Zeitung erschien.

Dienstag Mittag war die Hauptsache das Festspiel mit dem anschließenden Fastnachts-Umzug. Frühmorgens wurden die Heddernheimer Bürger musikalisch geweckt und auf den großen Tag vorbereitet. Und dann strömten die närrischen Heerscharen zum Festspiel auf die Wiesen. War dieses vorüber, setzte sich der Fastnachtszug in Bewegung und defilierte durch die Straßen des Ortes, begeistert begrüßt vom närrischen Volk aus nah und fern. Und wenn dann die vielen Wagen und Wägelchen, die aus dem vorderen Taunus hierher gekommen waren, sich am Ende des Zuges anreihten, kannte der echte, von Herzen kommende Jubel keine Grenzen. Die Gaststätte „Nassauer Hof“ war bis kurz nach der Jahrhundertwende die Narhalla der Käwwern. Dort wurden alle Veranstaltungen abgehalten, eine Damensitzung fand noch 1908 dort statt, wie ein altes Programm zeigt. Nach dem Bau einer Turnhalle durch die Turnerschaft 1860 Heddernheim zogen die Käwwern dann in den größeren Saal um. Für den närrischen Regenten, der mit seinem Prunkwagen die Hauptgruppe des Fastnachtszuges darstellte, war die Aufstellung einer Prinzengarde erforderlich, die meist aus gedienten Soldaten zusammengestellt und eigens für die Fastnacht geschult wurden.

Im Jahr 1890 zogen die Käwwern zum erstenmal vom Hauptbahnhof aus durch die Stadt Frankfurt, wie der Chronist Jean Müller berichtet:

„Mit den Jahren entwickelte sich die sogenannte Rekruteneinholung am Fastnacht-Sonntag immer mehr. Im Jahr 1890 zogen wir zum erstenmal vom Hauptbahnhof aus durch die Stadt Frankfurt. Das war für die Stadtkinder ein noch nie da gewesenes. Viele rannten sogar bis zum Diakonissenhaus der Dampfeisenbahn, alias „Knochenmühle“ nach. Hier passierte uns einmal ein Späßchen, das man mit gutem Gewissen als ein Vorläufer zur Köpenickiade anführen darf. Als wir nämlich mit klingen dem Spiel, der Präsident Jean Müller, hoch zu Roß an die Hauptwache kamen, rief dieser mit Stentorstimme „Augään rächts!“, worauf der nichtsahnende Posten aus Leibeskräften „Herrraus!“ rief. Die ganze Wache trat ins Gewehr, die Trommel wirbelten und – der tapfere Reitersmann und Herrführer schlitzte aus. Ein armer, einen Leutnant darstellender Käwwer wurde, weil er Offiziers-Achselklappen an seinem Fastnachtshabit hatte, als Sündenbock notiert. Die Hauptwache war damals noch Staatseigentum und mit Soldaten belegt.“

Dieser Käwwern-Leutnant war Julius Grünewald, der als erster Hauptmann der Garde in der Käwwern-Geschichte aufgeführt wird. Die Nachfolge als Garde-Hauptmann übernahm dann Heinrich Bringmann und später für viele Jahre Karl Stamm.

Diese Rekruteneinholungen wurden stets am Fastnacht-Sonntag abgehalten und bildeten den Auftakt zu den drei närrischen Tagen. Am Eingang des Ortes wurden die Rekruten oder was die Abzuholenden darzustellen hatte, vom närrischen Magistrat in huldvollen Reden empfangen. Darauf gaben einige der Ankömmlinge Antwort und dann ging es mit großer Kapelle durch die Straßen Heddernheims. Am „Nassauer Hof“ war dann die Vereidigung der närrischen Garde.

Seit einigen Jahren gab es zwar die Straßenbahn, die das Publikum an Fastnachtdienstag zum Fastnachtszug beförderte, doch es war als Verkehrsmittel unzulänglich. Deswegen machten die Käwwern eine Eingabe an die Eisenbahn-Direktion Kassel mit der Bitte, man möge doch den Zug, der um 2 Uhr in Frankfurt abging, am Fastnachtdienstag auch in Eschersheim halten lassen. Dies wurde stets gewährt und ab 1902 hielt er sogar täglich.

Es wechselten die Vereins-Präsidenten, aber die Fastnacht wurde gefeiert, wie es die Tradition gebot. Im Oktober 1904 feierten die Käwwern ihr 25-jähriges Jubiläum in kleinem Rahmen, zwar 3 Jahre zu früh, aber sie feierten. Abends war Kommers und die anwesenden Gründungsmitglieder wurden mit Ehrendiplom bedacht. Festreden wurden von dem damaligen Bürgermeister Wenzel und den Herren N. Nohstadt und H. Boch gehalten, dann ging es zum gemütlichen Teil über. Erst der 1. Weltkrieg unterbrach das närrische Treiben und auch in den Folgejahren wurde es etwas ruhiger in der Fastnacht. Es gab zwar Damensitzungen, Maskenbälle und den „Rosenmontags-Rummel“, aber keinen Fastnachts-Zug als Höhepunkt der Klaa Pariser Fastnacht.

Das 40-jährige Vereinsjubiläum fand seltsamerweise im Sommer des Jahres 1923 von 7. – 9. Juli statt, verbunden mit 25-jähriger Fahnenweihe und Einweihung einer neuen Fahne. Die Feier begann mit einem Kommersabend am Samstag, am Sonntag erfolgte der große Empfang auswärtiger Vereine, Abholung der neuen Fahne und der Festzug. Am Montag wurde nochmal ein kleiner Festzug durchgeführt und die Feierlichkeiten mit einem großen Schlußball beendet. Es war die Zeit der Inflation in Deutschland und die Preise und Kosten wuchsen von Tag zu Tag von Tausend über Zehntausend bis zu Millionen.

Mit den Jahren hatte sich inzwischen ein kleiner Fonds angesammelt und man konnte wieder an die Abhaltung eines Fastnachtszuges denken.

1928 war es dann soweit. An einem schönen Fastnachts-Sonntag wurde zuerst das Festspiel „Die erste vernünftige Völkerbunds-Sitzung“, verfaßt von B. Barz und H. Libbach, aufgeführt und dann der Fastnachtszug gestartet. Laut Chronik von Jean Müller waren ca. 40.000 Zuschauer in die Narren-Metropole Klaa Paris gekommen.

Auch 1929 wurde ein Festspiel und der Fastnachtszug abgehalten. In diesem Jahr entstand übrigens in Frankfurt der 1. Fastnachtszug. Dazu schreibt Jean Müller:

„Und die Stadtleute sagten sich, was die können, können auch wir. Wir Käwwern ließen uns dadurch nicht abschrecken und hielten ebenfalls unseren Zug, nur etwas später. So konnten Zuschauer des Frankfurter Zugs auch noch unseren mitansehen und sich einen Vers daraus machen. Wir hatten auch wieder unser Publikum, wenn auch nicht so viele Tausende. Doch alles ging befriedigt nach Hause. Und Frankfurt schläft!“

1932 war das Jahr des 50. Vereinsjubiläums. Wegen der damaligen schlechten Wirtschaftslage und der Zeit der Arbeitslosigkeit wurde das „Goldene Jubiläum“ nur bescheiden gefeiert, zumal im gleichen Jahr in Frankfurt zwei Großveranstaltungen, das „Deutsche Sängerbundesfest“ und die „Goethe-Feier“, stattfanden. So begnügte man sich mit einem akademischen Akt mit anschließender Gala-Fremdensitzung. Als 1933 der große Umbruch mit all seinen Gesetzen, Auflagen und Gleichschaltungen kam, blieben auch die Käwwern nicht davon verschont. Der Vorstand mußte umgebildet und ein neuer Präsident gewählt werden. 1933 und 1934 fanden wieder Festspiele und Fastnachtszüge in Heddernheim statt. 1935 wurden nur die üblichen Sitzungen und der beliebte Rosenmontagsrummel veranstaltet. Für das Jahr 1936 war wieder ein Fastnachtszug geplant, jedoch die Ausgabe der Käwwern-Zeitung erregte bei den Orts- und Parteibehörden starkes Missfallen. Die Zeitung wurde beschlagnahmt und die Verantwortlichen verhaftet. Der bereits zum größten Teil fertiggestellte Zug wurde verboten. Hierauf beschafften sich alte Karnevalisten Landauer und sonstiges Fuhrwerk und fuhren, schwarz gekleidet und mit umflortem Banner nach Oberursel, um am dortigen Fastnachtszug teilzunehmen. Heddernheim war damit kaltgestellt.

Auch in den nächsten zwei Jahren mußten die Heddernheimer auf ihren Fastnachtszug verzichten. Es wurden nur Sitzungen und der Rosenmontagsrummel abgehalten. 1937 veranstalteten die Käwwern am Fastnachtsamstag eine Sitzung in Anspach/Ts., eingeladen von „Kraft durch Freude“. Das Jahr 1939 brachte für Heddernheim wieder ein großes Jubiläumsfest.

Die „100jährige Fastnacht in Heddernheim“ wurde mit einem Riesenprogramm an Sitzungen, Bällen, der Inthronisation des Prinzenpaares und einem herrlichen Fastnachtszug gefeiert. Es war eine Höchstleistung der Käwwern und des närrischen Volkes von Klaa Paris und ein durchschlagender Erfolg. Doch alle närrische Freunde endete jäh mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges im August 1939. Es war das Ende für die Fastnacht.

Die Käwwern von 1946 – heute

Als die „Heddemer Käwwern“ sich nach Kriegsende zaghaft wiederfanden und Umschau unter ihren Getreuen hielten, da stellte sich heraus, daß trotz allen Elends und tiefster Niedergeschlagenheit doch noch genügend Kräfte vorhanden waren, die meinten, in diesen grauen Tagen Freude und Frohsinn zu spenden. Man entschloß sich, die fastnachtliche Tradition wieder aufleben zu lassen. Und so stiegen im Januar und Februar 1946 erstmals wieder Sitzungen in kleinem, bescheidenen Rahmen. Da keine großen Säle vorhanden waren, wurden die Veranstaltungen zur gleichen Zeit, einmal im „Deutschen Michel“, heute „Klaa Pariser Hof“ und im „Nassauer Hof“ abgehalten. Das bedeutete für die Vortragenden, daß sie von einem Lokal zum anderen wandern mußten, um das gleiche Programm an zwei verschiedenen Stellen darbieten zu können.

Die erste närrische Veranstaltung fand übrigens am 13.1.1946 in der Kantine der VDM statt. 1947 konnte man dann in einen etwas größeren Saal ziehen. Es war das Kultur- und Volkshaus in der Hessestr. Da dieses Haus der damaligen KPD gehörte, nannte man es im Volksmund ganz einfach „Kreml“. Das Gegenstück stand im Zeilweg, gehörte der Kolping-Familie und wurde „Vatikan“ genannt. Das Kultur- und Volkshaus faßte ca. 250 Personen und hatte eine etwas kleinere Bühne. Das tat der närrische Freude jedoch keinen Abbruch. Alle Sitzungen waren restlos ausverkauft und mußten wiederholt werden. Auch das Jahr 1949 brachte Veranstaltungen und Wiederholungen noch und noch, was für die noch kleine Käwwernschar viel Mühe und Arbeit mit sich brachte.

Das Jahr 1949 war wieder ein Jubiläumsjahr. 110 Jahre Heddernheimer Fastnacht mußte einfach gefeiert werden. Neben den üblichen Damen- und Fremdensitzungen startete ein origineller Aufmarsch der Käwwern vom Frankfurter Hauptbahnhof aus durch die Stadt nach Heddernheim. Groß war die Teilnahme von Fahrzeugen alles Art, die den Elferrat am Fastnachtsamstag begleiteten. An diesem Samstag ließen sich die Käwwern etwas besonders einfallen, die Straßenschilder Heddernheims wurden umgetauft, da gab es plötzlich einen „Brodweh“, eine „Treppeschißer Gass“ usw. Regierungsbeamte aus Wiesbaden kamen und besichtigten den Käwwernstreich, aber es hatte keine ernsthaften Folgen, die Überklebung sollten sofort entfernt werden, was dann auch nach und nach geschah.

Am folgenden Tag, Fastnachtsonntag, zog dann der erste Fastnachtszug nach dem Krieg durch die Straßen von Klaa Paris. Eine Fremdensitzung beendete dieses Tag und der Rosenmontagsrummel die närrische Saison. Doch die eigentliche Jubiläumsfeier fand am 11.11.1949 statt. Im Kultur- und Volkshaus (Regierungsbaracke) wurde eine närrische Bürgerversammlung abgehalten und die „Närrische Freie Reichsstadt Klaa-Paris“ ausgerufen. Die Stadt gab sich eine eigene Verfassung und wählte ihren närrischen Magistrat mit Henry Schwab als Bürgermeister.

Am 12.11.1949 zog ein pompöser Fackelzug durch die Strassen Heddernheims zur Geburtsstätte der Heddemer Fastnacht, die Gemaa-Bumb. Dort wurde eine von Günther Walther modellierte Gedenktafel enthüllt und der Stadt Frankfurt in treue Obhut übergeben. Stürmisch begrüßt wurde der Protektor des Jubiläums, Frankfurts OB Dr. Walter Kolb. Dieser Feierlichkeiten wurden von Hess. Rundfunk übertragen und machte die Käwwern weit über Frankfurt hinaus bekannt.

Weiter Jubiläums-Veranstaltungen fanden auch in der folgenden Saison statt. Bereits am 1.1.1950 wurde eine Jubiläums-Damensitzung abgehalten, der eine Wiederholung, ein Maskenball und Fremdensitzung folgte. Die Jubiläumsfeier mit vorausgehendem akademischen Akt und Gratulationscour fand am 12.2.1950 statt. Es gab Geschenke aller Art und natürlich auch Geldspenden, die die schmale Käwwernkasse gut auffüllte. Am Fastnachtsamstag startete der traditionelle Rekruteneinzug vom Frankfurter Hauptbahnhof aus. Einen besonderen Gag hatten die Käwwern schon monatelang vorbereitet und in der Öffentlichkeit publiziert. Man hatte in Kanada einen 122-jährigen Bürger mit Namen Adam Naaz ausfindig gemacht, der als Kind die Brunnenweihung 1839 miterlebt hatte und später nach Kanada ausgewandert war. Dieser wollte sich das Jubiläum nicht entgehen lassen und war mit Gefolge auf dem Frankfurter Flughafen angekommen. Er wurde jubelnd empfangen und gebührend nach Klaa-Paris geleitet. Dieser herrliche Einfall, der viel Heiterkeit erzeugte, stammte von Hermann Libbach, der den Adam Naaz auch überzeugend darstellte. Mit einem großen Fastnachtszug am Fastnachtdienstag, den über 100.000 Menschen sahen, dem Rosenmontagsrummel und einem Schlußball wurde das Jubeljahr beendet. Im gleichen Jahr fanden die ersten Versuche statt, eine engere Zusammenarbeit mit dem „Club Fidele Nassauer“ für die Ausführung des Fastnachtszuges zu finden. Doch es sollte noch zwei Jahre dauern, bis sich eine Arbeitsgemeinschaft dafür fand.

1950 wurde die alte Vereinssatzung überarbeitet und von der Mitgliederversammlung auch verabschiedet. Die Saison 1950/51 begann mit einer Eröffnungssitzung am 11.11.1950 in der wieder aufgebauten Turnhalle der Turnerschaft 1860 Heddernheim. Sowohl beim Aufbau wie auch beim Festzug der Turnerschaft hatten sich die Käwwern zahlreich beteiligt. Die Turnhalle ist bis heute die Narhalla der Heddemer Käwwern. In den Jahren 1951 – 1956 wurden unzählige Veranstaltungen von den Käwwern abgehalten, nicht nur in Heddernheim, sondern auch in der näheren und weiteren Umgebung. Pro Saison bis zu sieben Damen- und Fremdensitzungen, bis zu sechs Maskenbällen und der Rosenmontagsrummel. Dazu kamen Sitzungen in Bingen (1952, 1954, 1955 mit einem Sonderzug der Frankfurter Rundschau), in Walldorf (1954), in Zellhausen, Steinheim, Heldenbergen, Neu-Isenburg (1955), Gemeinschafts-Sitzungen mit den Bernemer Käwwern (1955 im Althoffbau, 1956 in der Turnhalle Sandweg). 1953 erfolgte die Gründung der Zuggemeinschaft Klaa Paris mit den Heddemer Käwwern und dem Club Fidele Nassauer. 1. Vorsitzender wurde Wilhelm Fischer. 1952 wurde der Kreppelkaffe der Käwwern, eine Sitzung für Kinder, ins Leben gerufen. Initiator dieser Kindersitzung war W. Nast mit Unterstützung der Grundschule Heddernheim unter Rektor Jung.

Im gleichen Jahr wurde die Prinzen- und Prinzeßgarde der Käwwern gegründet. Hauptmann der Garde war zu dieser Zeit Heinz Grommet. Die Leitung der Prinzeßgarde übernahm Inge Leussler, Die Vorgänger von H. Grommet als Garde-Hauptmann waren Karl Brauburger und Heini Amthor. Durch den Frankfurter Zug entfiel der historische Rekrutenmarsch durch Frankfurt, jedoch wurde die Rekurteneinholung nicht eingestellt. Ausgangspunkt war jetzt der Eschersheimer Bahnhof. Die Strecke war zwar kürzer, aber die Tradition blieb gewahrt. 1953 übernahmen Otto Hild und Anna Wenz das Kommando der Prinzen- und Prinzeßgarde. 1954 wurde Prinzen und Prinzeßgarde der Käwwern die offizielle Prinzengarde des Frankfurter Prinzenpaares. 1955 wurde dann Heinz Migram Hauptmann und Kommandeur der Garde. Übrigens wurde Anfang der 50er Jahre die Kopfbedeckung der Garde, der frizianische Spitzhelm, durch einen Dreispitz ersetzt. 1956 stiftete Wilhelm Wenz der Prinzen- und Prinzeßgarde eine neue Standarte.

Das Jahr 1957 brachte wieder ein großes Jubelfest für den Verein. 75 Jahre Heddemer Käwwern wurde gebührend gefeiert. Ein kleiner Wermutstropfen war der Ausfall der ersten Jubiläumsveranstaltung im Nov. 1956 wegen der damaligen Weltkrise (Suez-Kanal, Ungarn), doch die Veranstaltungen von Jan.-März 1957 wurden mit großem Erfolg durchgeführt. Vier Damen- und Fremdensitzungen, eine akademische Feier mit anschließender Jubiläumssitzung am 17.2., der Kreppelkaffee, der Rosenmontagsrummel und der Kehraus nach dem Fastnachtszug standen auf dem Programm. Ehrenpräsident war der frühere Käwwernpräsident Johann Heislitz, die Sitzungen leitet zum größten Teil, wie bereits 1955/56, Heinz Schumacher, der vielen vielleicht noch als Schlagertexter bekannt ist. Leider hatten die Käwwern in diesem Jahr einen großen Verlust zu erleiden. Am 9.1. starb Hermann Libbach, dem die Käwwern und die Heddernheimer Fastnacht so unglaublich viel verdankte, Natürlich waren die Käwwern nicht nur in der Fastnacht aktiv, es gab auch zwischendurch viele Treffen der einzelnen Gruppen, gemütliches Beisammensein und Fahrten des Vereins und des Vorstandes in den Spessart (1953) und ins Ahrtal (1955). 1957 übernahm Karl Keiner die Führung des Vereins und leitete die Geschicke der Heddemer Käwwern über 20 Jahre. Neben den üblichen Veranstaltungen gemacht, mit anderen Vereinen Gemeinschaftssitzungen durchzuführen. Dies gelang, zumindest bis in die 60er Jahre, mit Erfolg. 1959 fand die erste Gemeinschaftssitzung mit den „Fidelen Nassauern“ und „Konfetti“ statt. Veranstaltungen mit den gleichen Vereinen erfolgten in den Jahren 1960 – 1963, wobei die Veranstaltungen im Jahr 1962 als Eröffnungssitzungen am 11.11. stattfand. Dazu kamen Gemeinschaftssitzungen mit den „Bernemer Käwwern“ am 3.2.1962 im Palmengarten, am 7.2.1965 in der Turnhalle im Sandweg sowie eine geteilte Sitzung (Palmengarten/Turnhalle) am 29.1.1966. Im gleichen Jahr, am 12.2.1966, waren die Käwwern auch in der Siegerlandhalle in Siegen und veranstalteten dort eine närrische Sitzung. Auf Grund des großen Erfolges dieser Veranstaltung erfolgte am 7.1.1967 wiederum eine Käwwern-Veranstaltung in Siegen. Eine Sitzung mit der freiw. Feuerwehr in Ruppertenrod stand 1968 ebenfalls auf dem Käwwernprogramm.

Am 25.1.1969 wurde gemeinsam mit den Kleintierzüchtern eine Sitzung in der Turnhalle abgehalten. Anfang der 60er Jahre waren unsere Karnevalisten zusätzlich in jedem Jahr auch in Rimbach/Odenwald, eingeladen vom dortigen Verkehrsverein.

Aber auch außerhalb der närrischen Jahreszeit wurde gemeinsam mit anderen Vereinen gefeiert; am 4.10.1967 ein Beat-Abend der Garden von „Fidele Nassauer“ und „Käwwern“, 1968 ein Frühlingsfest mit der Turnerschaft 1860, dazu die gemeinsame Kerb mit den Turnern in den Jahren 1968 und 1969. Tragische Ereignisse überschatteten im Jahr 1962 das närrische Treiben. So mußte der Fastnachtszug wegen der Hochwasser-Katastrophe in Hamburg ausfallen und die Ehrensitzung wurde wegen eines Grubenunglücks an der Saar auf einen anderen Tag verlegt.

In der Mitgliederversammlung von 1961 wurde eine Beitragserhöhung beschlossen, DM 12,- pro Einzelmitglied und DM 6,- für Jugendliche. Bei der Mitgliederversammlung von 1962 wurde eine Satzungsänderung wegen der bis dahin üblichen jährlichen Vorstandswahl auf einen zweijährigen Wahlmodus abgelehnt, jedoch bei der folgenden Mitgliederversammlung 1963 zugestimmt und beschlossen.

1966 wurde die kleine Garde der Käwwern gegründet. Die Leitung der kleinen Gruppe, die zuerst aus wenigen Kindern bestand, übernahm Ursula Bröckl.

Doch zwei Jahre später waren es bereits über 50 Kinder und wurden als die „Micky Mäuse“ über die Grenzen Heddernheims hinaus bekannt. Sie tanzten sich in die Herzen des Publikums und waren sehr erfolgreich. Auf dem Programm stand nicht nur die Fastnacht, sie traten in Altenheimen auf, auf Kinderfesten im Zoo und waren 1973 sogar im ZDF zu sehen. Ein weiterer Höhepunkt der Kleinen war die Teilnahme an der Tanz- Europameisterschaft in Aachen. Einen Wechsel im Garde-Kommando gab es 1969. Manfred Schmidt, der bereits Anfang der 60er Jahre schon als Kinderpräsident den Kreppelkaffee leitete, übernahm das Kommandeursamt von H. Mingram.

Die 70er und 80er Jahre waren Jahre der Beständigkeit. Die Veranstaltungen der Käwwern liefen stets mit gutem Erfolg, zwar gab es bei manchen Veranstaltungen einen rückläufigen Besuch, so wurde der Rosenmontag fallengelassen, aber es war nicht nur ein Problem der Heddemer Käwwern, sondern bei allen Karnevalvereinen zu sehen. Die wilden 50er und 60er mit unglaublichen Publikumsandrang in den Sälen war vorbei und die Konkurrenz des Fernsehens mit Übertragungen von professionellen Fastnachtsveranstaltungen aller Art schlug sich bei den meisten Vereinen negativ nieder.

Doch die Käwwern ließen sich wieder mal etwas einfallen. 1971 wurde die HKK (Historische Käwwern-Kommission) gegründet, die es sich zu Aufgabe machte, historische Figuren aus Heddernheim auszugraben und zu ergründen. So wurde der erstaunten Welt zum Beispiel der Erfinder des Sauerkrauts, ein Heddemer Bürger namens Hektor-Andrea Sauer, präsentiert. Im 1972 war es Frau Annette-Ursula Appel, bekannt auch als „Frau Rauscher“, dann folgte 1975 Fräulein Grete Barz als das „Gretchen“ aus Goethes Faust, hier fiel sogar der Baedeker herein, der es als Sehenswürdigkeit in seinem Frankfurter Reiseführer 1976 anpries.

1976 gelangte dann Balthasar (Balzer) Krepp als Erfinder der Kreppsohle, des Kreppels und des Krepp-Papiers zu Ruhm und Ehren. Danach folgen: Friseur Peter R. A. Strubel als „Struwwelpeter“ (1977), Helene Fromm als „Fromme Helene“ (1978), dann wurden römische Ausgrabungen vorgeführt, der „goldene Elefant“ (1979) und die „Grie Soß“ (1980). Initiatoren dieser Spaßes waren W. Nast und Heinz Müller.

In schlechter Erinnerung ist vielen das Jahr 1970. Durch einen schweren Sturm wurden kurz vor dem Fastnachtszug viele schon aufgerüstete Wagen stark beschädigt und mußten in aller Eile ausgebessert werden. Neben den üblichen Veranstaltungen wurde 1973 eine Sitzung als geschlossene Sitzung für den Fachverband Güternahverkehr/Kraftverkehr durchgeführt. Im gleichen Jahr fand ein Ausflug des Vorstandes und des Elferrates in der Pfalz (Trifels) statt. In den Folgejahren wurden auch Ausflüge nach Greifenstein durch die Garde und den Vorstand organisiert.

1976 gab es wieder einen Wechsel im Garde-Kommando. Helga Schmidt wurde Nachfolgerin von A. Wenz. Sept. 1977 wurde die erste Saalkerb unter dem Motto „Käwwern, Kerb und Eppelwei“ in der Turnhalle unter eigener Regie veranstaltet. Der Anstoß zu dieser Veranstaltung kam aus der Prinzengarde, die die Heddemer Kerb wieder aufleben lassen wollten und das bis heute ohne Unterbrechung mit viel Erfolg durchgeführt hat.

Und wieder mußten die Käwwern einen großen Verlust erleiden. 1978 starb Wilhelm Nast, ein großer Karnevalist und unermüdlicher Fastnachter, der so unendlich viel für die Klaa Pariser Fastnacht und für die Käwwern geschaffen hat.

1979 übernahm Dietmar Pontow das Amt des 1. Vorsitzenden und des Sitzungspräsidenten, nach dem Karl Keiner sich zur wohlverdienten Ruhe zurückzog. Gleichzeitig übernahm er auch die Leitung der Zuggemeinschaft, die K. Keiner ebenfalls lange Jahre inne hatte. Eine große Aufgabe wartete auf den neuen, jungen Präsidenten, denn das 100-jährige Vereinsjubiläum stand bevor. 1982 war es dann soweit. 100 Jahre Heddemer Käwwern, eine stolze Zahl für einen Karnevalverein. Am 16.1.1982 fand die festliche Jubiläums-Veranstaltung in der Turnhalle statt. Vorausgegangen war ein Empfang der Gratulanten und die Eröffnung einer Jubiläums-Ausstellung im kleinen Saal. Schirmherr des Ereignisses war der Frankfurter OB Dr. Walter Wallmann. Der vorherige Käwwern-Präsident K. Keiner übernahm das Amt des Ehren-Präsidenten. Nach der Gratulationscour begann die eigentliche Veranstaltung mit vielen Gästen: Horst Franke mit seinem Orchester, Tenor W. Müller von der Frankfurter Oper, die deutsche Meisterin der Tanzmariechen Angelika Duhme aus Kassel, Liesel Christ, Margit Sponheimer und die Guggemusik „Sumpfhühner“ aus Zürich, dazu die Hofsänger und die Schautanzgruppe der Heddemer Käwwern. Es war für alle ein unvergeßlicher Abend und setzte die Tradition der Käwwern-Jubiläumsfeiern lückenlos fort.

Am Sonntag, den 17.1. fand die große Jubiläumsausstellung mit Platzkonzert und Frühschoppen statt. Auch die folgenden Veranstaltungen dieser Saison standen im Zeichen des Vereinsjubiläums.

Vereins und Vorstandsausflüge fanden auch in diesen Jahren wieder statt. Ziele waren unter anderem Kitzigen (1985), Idar-Oberstein (1989) und Heidelberg (1991). 1985 starb der langjährige 1. Vorsitzende Karl Keiner. Im Juni 1985 fand das 1. Zeltlager der Prinzen- und Prinzeßgarde in Odersbach/Lahn statt, das bis heute immer noch Bestand hat. Im gleichen Jahr feierte Heddernheim sein 1900-jähriges Bestehen. An dem großen Festzug beteiligten sich auch die Käwwern. 1988 nahmen die Käwwern am Hessentags-Festzug in Hofheim teil.

1989 hatte das närrische Heddernheim wieder ein Jubiläum, 150 Jahre Fastnacht in Klaa Paris. Aus diesem Anlaß veranstalteten die Käwwern mit den „Fidelen Nassauer“ am 5.2. ein Gemeinschafts-Sitzung. Außerdem wurde von der Firma Lurgi ein Fastnachter-Brunnen gestiftet, die Denkmalsenthüllung fand am 4.2. am U-Bahnhof Heddernheim in einem feierlichen Festakt statt.

1990 fielen die meisten Rosenmontagszüge an Rhein und Main schweren Schneestürmen zum Opfer. Unser Fastnachtszug am Dienstag fand zwar statt, allerdings nur in stark verkürzter Form, da die meisten Teilnehmer entweder nicht anreisten oder kurz vor dem Zug vor dem schlechten Wetter kapitulierten. Im Jahr 1990 fand ein Wechsel im Garde-Kommando statt. Nach langjähriger Führung durch M. Schmidt und Helga Schmidt übernahm nun Thomas und Andrea Dresch die Leitung der Garde.

Die Fastnacht-Kampagne 1991 fiel wegen einer politischen Weltkrise (Golfkrieg) aus. Dies betraf nicht nur die Käwwern, sondern viele Karnevalvereine in Deutschland. Es gab ab Mitte Januar keine Sitzungen, Bälle oder Fastnachts-Umzüge mehr.

Käwwern-Zeitung und Vereinsnachrichten

1889 erschien die erste Käwwern -Zeitung. Sie nannte sich noch „Heddernheimer Fastnacht-Dienstag-Zeitung ,,, ein carnevalistisch-humoristisches Organ für alle Narren“. Von 1890 an erschien sie dann einmal regelmäßig zur Fastnachtszeit, öfter dann auch zweimal. Sie wurde am Anfang von Heinrich Boch oder von dem damaligen Präsidenten Jean Müller verfaßt. Der Vorstand half zumeist bei den Annoncen. Später übernahm dann ein „Presse-Ausschuß“ die Ausfertigung der Zeitung. Die Käwwern-Zeitung ist wohl die älteste Zeitung, die bis heute nicht den Besitzer und Herausgeber gewechselt hat. Allerdings was sie kein eigentliches Vereinsorgan, interne Vereinsnachrichten waren und sind auch heute noch recht selten zu finden.

Die Käwwern-Zeitung ist das Fastnachtsorgan der Käwwern, in ihr wird das Geschehen in Heddernheim, um Hedernheim und manchmal auch die große Politik glossiert und in satirischen Artikeln dargestellt. Lokalepisoden werden heiter an die Öffentlichkeit gebracht, fröhliche Verse und Prosa zeigen das närrische Niveau. Zwar hat sich das Bild der Käwwern-Zeitung in über 100 Jahren hin und wieder gewandelt, aber der Inhalt ist immer der gleiche geblieben. Bis 1914 erschien sie regelmäßig, dann gab es eine Pause bis zur nächsten Ausgabe im Jahr 1926.

Mit der Ausgabe von 1936 kam es dann zum großen Knall. Diese Käwwern-Zeitung zeigte auf der Titelseite zwei Masken, von denen die eine Maske eine gewisse Ähnlichkeit mit dem damaligen „Staatsmann“ hatte. Bei den Orts- und Parteibehörden erregte die Zeichnung starkes Mißfallen.

Die Zeitung wurde beschlagnahmt und die Verantwortlichen, Redakteur Karl Heil sowie die Grafiker Hans Jung und Heinrich Geitzhaus, kamen in sogenannte Schutzhaft. Sie hatten jedoch Glück im Unglück, denn durch eine Amnestie, die durch die Besetzung des Rheinlandes verfügt wurde, kamen sie nach 14 Tagen wieder in Freiheit. Selbst in der Londoner Times vom Februar 1936 konnte man über diesen Vorfall lesen. Es war das letzte Erscheinen der Käwwern-Zeitung bis zum 2. Weltkrieg.

Auch nach dem Krieg dauerte es bis 1949, ehe die nächste Ausgabe erschien. Nach Genehmigung durch die Militärsbehörden erschien die erste Nachkriegsausgabe am 11.7.1949. Als Herausgeber fungierte der Käfer-Verlag in der Hedd. Landstr. 13 (Fritz Reiche und Heinz Migram). Die Frankfurter Neue Presse berichtete über dieses Ereignis am 21.7.49 und auch der damaliger OB Dr. Walter Kolb beglückwünschte die Käwwern zu der Ausgabe.

In den folgenden Jahren erschien die Käwwern-Zeitung mit bis zu 6 Ausgaben pro Jahr, doch nach und nach wurde die Anzahl der Ausgaben pro Jahr wieder auf ein Exemplar reduziert. Verantwortliche Redakteure waren H. Mingram, H. Libbach, H. Müller, D. Pontow, D. Birkholz. Zwischenzeitlich wurde immer wieder einmal der Versuch gemacht, neben Käwwern-Zeitung eine zusätzliche Vereinsinformation herauszugeben.

So erschien 1968-1970 die „Käwwern-Informationen“ (verantw. K. H. Maass) 1971-1973 der „Heddemer Käwwern Kurier“ (F.Hoffmann) 1984-1986 der „Käwwern-Kalenner“ (B. Fritz) und ab 1989 das „Käwwerche“ mit zwei Ausgaben pro Jahr (D. Birkholz).

Festpiele und Käwwern-Theater

Die närrischen Festspiele entstanden durch den bereits erwähnten Lehrer C. Bender. Ob es schon vor ihm Festspiele gab, ist nicht überliefert. Das erste Textbuch von C. Bender datiert aus dem Jahr 1867 und trägt den Titel „Der grausame Michel und sein schreckliches Ende“. Danach folgten von ihm „Prinz Karneval als Narrenkaiser“ (1868), „Verfolgung, Rache und Versöhnung“ (1869), „Die Narrenrepublik oder die kleine Schoppen und deren schrecklichen Ende“ (1872), „Die Räuber“ (1874), „Große schauderhafte Heldentaten der Weiber von Krähwinkel“ (1875) und „Tannhäuser oder die Keilerei auf der Wartburg“ (1881). Erstaunlich ist, das seine Festspiele mal auf Plakaten der Karnevalsgesellschaft „Brennessel“ und mal durch das „Apfelwein-Geschwader“ angekündigt wurden.

Ab 1882 übernahmen die „Käwwern“ die Ausrichtung der Festspiele. Erster Leiter der karnevalistischen Gruppe Festspiel-Dichter war Nikolaus Nohstadt (1882-1889). Er verfaßte unter anderem die bemerkenswerte Stücke „Die Hinrichtung“, „Andreas Hofer“, „Civil-Trauung“ und „Kaiser-Krönung“, die alle ungeteilten Beifall fanden. Nach seiner Amtsniederlegung übernahm Heinrich Boch das Amt des „Käwwern-Dramaturgen“ und verfaßte für das Jahr 1890 das Festspiel „Eine närrische Wählerversammlung“.

Er hatte schon früher „Der närrische Impfzwang“ geschrieben. Bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1909 entstanden aus seiner Feder „Branntwein-Monopol“, „Der Prinzenraub“, „Käthchen von Heilbronn“, „Friedens-Konferezn“, „Ein käwwerlicher Astronomentag“, „Fürsten-Congreß“, „Eine Audienz gedrückter Handwerker und Kleingewerbetreibender“, „Ein Journalisten-Tag“, „Wilhelm Tell“, „Eine Kaiserwahl und Progklamierung“, „Eine Bauern-Hochzeit“ und „Ein Gesangswettstreit“. Das Festspiel „Fürsten-Kongreß“ mußte bei der Zensur-Behörde eingereicht werden, von wo es mit der Bemerkung „Solch einen Blödsinn liest man nicht“ zurückgesandt wurde. Es wurde aufgeführt. Nun übernahm Wilhelm Frey die Leitung des Festspiel bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914. Seine Festspiele „Wallenstein“ (1911) und „Die Hermansschlacht“ (1913) waren noch lange in bester Erinnerung. Nach seinem Weggang nach Eschborn traten die jungen Mitglieder Bernhard Barz und Hermann Libbach die Nachfolge an, die Festspiele wie auch der Fastnachtszug ruhten jedoch bis 1928. Mit dem ersten Fastnachtszug nach dem 1. Weltkrieg präsentierten die beiden Käwwerndichter das Festspiel „Die erste vernünftige Völkerbund-Sitzung“. Danach folgten „Der Schinderhannes“ (1929), „Daubmann oder der Heimkehrer aus der afrikanischen Wüste“ (1933) und „Wilhelm Tell“ (1934). Es war das letzte Freilicht-Festspiel mit anschließendem Fastnachtszug.

Die Begeisterung der „Käwwern“ am Theaterspielen war und ist eine wirkliche Leidenschaft. Bereits im Nov. 1928, zur Eröffnung der närrischen Saison, führte man das Stück „Hollandmödel“ auf. Die Tradition des Theaterspielens wurde auch nach dem 2. Weltkrieg fortgesetzt. Zuerst begann man mit Stücken, die nicht aus einer Käwwern-Feder stammte, wie v. B. „Familie Hannemann“ (1951) unter der Regie von Karl Heil, „Die Spanische Fliege“ (19952) Regie Otto Kraft, „Otto der Treue“ (1953) und „Pension Schöller“. Diese Aufführungen fanden stets im Sommer statt, da zur Saison-Eröffnung noch eine Auftakt-Sitzung abgehalten wurde.

1963 starteten die Käwwern mit einem eigenen Theaterstück. Es war die Posse „Käwwern, Kerb un Ebbelwei“, geschrieben von Karl Perotte und C. Münzel. Es gab großen Beifall und das Stück wurde 1965 noch einmal aufgeführt. Von Karl Perotte stammte auch „Pourquoi Klaa Paris“, das 1966 als Saison-Auftakt über die Käwwern Bühne ging. Die Regie dieser Theaterstücke lag in den Händen von Erwin Kester. Vom unvergessenen Wilhelm Nast, der die karnevalistische Gruppe von 1954 – 1976 leitete, stammen viele herrliche Stücke, wie „Das geplatzte Endspiel“ (1971), „Iwwerfiehrt“ (1972), „Der Lottokönig“ (1973), „Eheanbahnungs-Institut Uschi“ (1974), „Die Nachthemdenbande“ (1975), „Die Erbschleichern“ (1976) und „Driwwer und drunner“ (1977). Das Stück „Das geplatzte Endspiel“ wurde 1979, ein Jahr nach dem Tode von W. Nast, noch einmal mit viel Erfolg aufgeführt.

Die Nachfolge von Wilhelm Nast trat Werner Fischer an. 1980 debütierte er mit dem Theaterstück „Dreschflegel und Sonnenschein“ und begeisterte damit das Publikum. W. Fischer setzte lückenlos die Tradition des närrischen Käwwern-Theaters fort mit „Wir gründen eine Familie“ (1981), „Ei, wo ist dann die Sigrid“ (1982), „Das goldene Lachröschen“ (1983), „Scherzartikel“ (1984), „Die lachenden Erben“ (1985), „Handkäs mit Musik“ (1986), „Rauscher und Speierling“ (1987), „Die Römer un Germane, des sin unser Ahne“ (1988), „Kinner, Kinner, Kinner“ (1990), „Bei Hutschebebbes“ (1991), und „Ei verdebbel – Kanonestebbel“ (1992).

Bis 1989 leitete Heinz Müller als Regiesseur die Aufführungen, dann übernahm Ellen Aumüller dieses schwierige Amt.

Ab 1994 übernahm Tony Schroll die große Käwwern-Tradition des Theaterschreibens. Viele närrische Theaterstücke begeisterten und begeistern das Publikum immer wieder. So schrieb er: „Einsatz in Mainheddnem“

(1994), „Showtime in Klaa Paris“ (1996), „Hai Nuhn“ (1997), „Die Apfelblüten-Königin“ (1998), „Das Erbe von Schloß Heddernheim“ (1999), „Kurklinik Niddaauen“ (2000), „Rosa Wölkche Nr. Sibbe“ (2001) und „Tatort Klaa Paris“ (2002).

Die närrische Herrscher von Klaa Paris

Zu jeder Fastnacht gehört auch ein närrisches Regent. Das ist in Heddernheim nicht anders als in Mainz, Köln oder sonst wo.

Jedoch kann wohl keine andere Fastnachts-Hochburg so unterschiedliche Regenten aufweisen wie „Klaa Paris“, denn hier gab es Kaiser, eine Kaiserin, Prinzen mit Prinzessinnen und, bis heute, Statthalter. Viele der früheren Narrenherrscher sind heute namentliche nicht mehr bekannt und bis 1898 wurde die Rolle der Prinzessin Karnveal von jungen Männern, sogenannten „Milchbärten“, dargestellt. 1868 wurde erstmals in Heddernheim ein Narrenkaiser gekrönt. Dieser regierte bis zum Jahr 1872, dann wurde er in einem närrischen Staatsreich gestürzt.

Bis zum Jahr 1889 war Heddernheim ein Narrenrepublik, dann wurde wieder ein Kaiser gewählt. Diesem Kaiser folgten etliche Prinzen mit ihren Prinzessinnen, die wie gesagt, bis 1898 noch männlichen Geschlechts waren. Dem damaligen Präsidenten Jean Müller gelang es dann, mehre junge Mädchen für die Rolle der Prinzesinnen und ihrer Hofdame zu gewinnen.

Der letzte Narrenkaiser wurde im Jahr 1902 gewählt. Er nannte sich „Anton der Schöne“ und ist alten Heddernheimern noch bekannt als der Kunstmaler Anton Neiter. Unter seiner Regentschaft bis zum 1. Weltkrieg lebten die kaiserlichen Heddernheimer närrisch, glücklich und zufrieden. Danach folgte wieder Prinz Karneval mit Gefolge. Viele Käwwernprinzen sind namentlich nicht mehr feststellbar, doch einige können noch genannt werden, wie H. Bringmann, Jean Weißbecker (1928), der Schornsteinfegermeister Kichner (1934), Ludwig Frey und Peter Christ (1937), der später auch Käwwernpräsident wurde.

Das letzte Prinzenpaar vor dem 2. Weltkrieg waren Reinhard Schwab und Anna Wenz im 1939. Es war das Jubiläumsjahr zur 100-Jahrfeier der Heddernheimer Fastnacht.

1949, zum ersten Fastnachtszug nach dem Krieg, übernahm die närrische Regentschaft das Paar Julius Stockhausen und Anna Wenz. Das gleiche Prinzenpaar regierte auch im Jahr 1950. In den Jahren 1951 und 1952 regierten Werner und Marianne Kolb das närrische Heddernheim. Das Prinzenpaar der Saison 1953 waren Gottfried Schmidt und Ursula Sender. 1954 folgten Heinz und Emmely Mingram auf den Prinzenthron. Heinz Mingram wurde später Kommandeur der Prinzen und Prinzeßgarde der Heddermer Käwwern. 1955 wurde Ursula Sender als Prinzessin Karneval gekürt und 1956 Heinz und Margot Ulzheimer als Prinzenpaar.

Zwischenzeitlich hatte auch Frankfurt ein Prinzenpaar gekürt und deswegen verzichteten die Käwwern auf dieses Mandat. Weil aber eine Fastnachts-Hochburg nicht auf einen närrischen Regenten verzichten kann, entschloß man sich, rückblickend auf die römische Vergangenheit von Heddernheim, einen Statthalter an Stelle des Prinzen Karneval treten zu lassen. Und so wurde Wilhelm Wenz, der bereits Ehrenmarschall war, 1957 als Wilhelmus I. zum Statthalter von Klaa Paris ausgerufen. Er regierte sein närrisches Volk bis 1962, unterbrochen nur im Jahr 1959, als ihn seine Tochter Anna als Kaiserin Claudia wegen Krankheit vertrat. Sein Nachfolger wurde der vorherige Käwwern-Präsident Dr. H. J. Seyffarth als Hajo I. 1967 übergab er sein Amt an Fritz I., mit bürgerlichem Namen Fritz Halbleib. Fast 11 Jahre führte Fritz I. mit seinem Prokurator Hermann Brunner das närrische Volk durch die 5. Jahreszeit, dann zog er sich ins Privatleben zurück. Nach seinem Rücktritt übernahm 1977 Alfons Dresch als Alfons I. die „Staatsgeschäfte“ der Närrischen Freien Reichsstadt Klaa Paris. Unterstützt von seinem Prokurator Michael Robra. Im Jahre 1999 übernahm Wolfgang Aumüller als Wolfgang I. das Amt des Statthalters, an seiner Seite der Prokurator Reiner Hoffmann als Reiner Hectus.

Rund um Bühne und Bütt

Was wäre ein Verein ohne seine aktiven Mitglieder uns was wäre ein Karnevalverein ohne seine aktiven Narren, die das ganze Jahr über planen, denken, schreiben, bauen und vor allen Dingen helfen und immer zur Stelle sind, nur um für wenige Tage im Jahr den Menschen Freude und Vergnügen zu bringen. Das Gelingen der Fastnachtsveranstaltungen hängt in erster Linie von den die ganze Saison tragenden Kräften ab, wie karnevalistischer Gruppe, Elferrat, Garde und anderen Idealisten, die unter Hintansetzung ihrer persönlichen Belange sich ganz in den Dienst der Fastnacht stellen.

Groß ist die Liste von Käwwern, die auf der Bühne und in der Bütt wirkten, und fast unmöglich ist es, all die Namen aufzuführen, zumal viele im Lauf der Jahre fast vergessen sind. Dennoch ist es Chronistenpflicht, zu versuchen, diese Namen in Erinnerung zu halten, soweit es überhaupt möglich ist.

Zuerst die Spender von „Freunde und Humor“:

Erh. Plätze, Wilhelm Frey, Philip Boch, Wilhelm Bienroth, Hans Christ, Peter Christ, W. Fischer, Karl Heil, Karl Stamm, Math. Ritzel, Karl Reuter, Paul Zenkert, W. Schmidt, Karl Schlemmer, Hermann Schneider, Otto Kraft, Jakob Ochs, Heinz Müller, Wilhelm Nast, Karl Hofmann, Oskar Krumray, Otto Krumray, Paula Streng, Rolf Ruppel, Heinz Eid, Margret Hamburger, Hanny Zimmerlein, Lotti Hild, Else Dörheit, Gerlinde Jung, Lily Mauerer, Walter Both, Günther Obst, Günter Weber, Ursula Bröckl, Bernh. Klose, W. Brauburger, H. H. H. Baganz, H. Schneider, Werner Fischer, Horst Wilhelm, Horst Müller, Adolf Modenbach, E. Regler, Horst Hiller, Manfred Schmidt, Jeannette Modenbach, K. Schwab, Horst Walter, Fritz Stürmer, Gerhard + Wolfgang Machner, Helene + Hans Kugel, Alexandra Pontow, Alfons + Ilse Dresch, Sigrid + Kurt Mehring, Helga Wolf, Margit Hebe, Hannerlore Prohaska, Thomas Halbleib, Birgit Alexander, Thomas Müller, Tony Schroll, Thomas Dresch, Friedrich Schlegel, Martina Huff (früher Forler), Jens Becke, Luciano Velardi, Michael Robra, Uli Repp, Robert Forler, Susanne Ziegler.

und von der Kolping-Familie:

  1. Aumüller, Ewald Block, Franz Stegerwald, Bernd Block, Hans-Joachim. Fischer

Dann die Hofsänger, die sich 1948/49 als Gesangsgruppe zusammen fanden, mit Heinz Bockenheimer, Hannele und Franz Neßhold, A. Amberger, Marlene + Rolf Franke, Klaus Büttinghausen. Weiterhin die 10ner unter Leitung von Rektor K. Jung.

Nicht zu vergessen die Prinzen- und Prinzeß-Garde mit ihren Garde-Tänzen und die Schautanz-Gruppe der Käwwern, die sich aus der Prinzen- und Prinzeßgarde bildete und 1977 zum erstenmal gemischt auftrat. 1978/79 übernahm Rene Caron-Schmidt die Choreographie der Schautanz-Gruppe und führte sie in den viele Jahre zu großen Erfolgen.

Nach dem Tod von Rene Schmidt übernahm Wolfgang Müller die Choreographie und mit großen Erfolgen konnte diese Schautanztradition fortgesetzt werden.

Wer erinnert sich noch an
Ludwig Frey als Bajazzo,
Philip Jamin als Standartenreiter,
Wilhelm Monti als der Mann mit der Schere,
oder an Serenissimus und Kindermann.

Die Schalksnarren der Käwwern (nach 1945):

Hanni Zimmerlein 1949-1952
Margarete Weber 1953-1954
Margarete Hamburger 1955-1958
Brigitte Keiner 1959-1963
Brigitte Krumray 1964-1966
Angelika Branowsky 1967
Anita Dold 1968
Elke Maass 1969-1977
Jutta Birkholz 1978-1980
Anette Galle 1981-1983
Alexandra Pontow 1984-1987
Michaela Guccione ab 1988

 

War wäre eine Käwwern-Bühne ohne eine Dekoration. Für die wunderschönen Bühnenbilder der Käwwern-Veranstaltungen sorgte (nach 1945) die Dekorations-Gruppe der Käwwern unter Leitung von August Mahr, Rudi Müller, Otto Breitenbach, Hermann Müller, Horst Ricken, Karl Petry, Fritz Volk, Richard Schmidt, Rainer Lorenz und Rüdiger Barufke.

Und auf eine Käwwern-Bühne gehört natürlich auch ein Elferrat, der dazu berufen ist, die Sitzungen zu präsentieren und die Käwwern zu repräsentieren. Der Ministerpräsident und zugleich der Vorsitzende ist Harald Beckenbach, ihm zur Seite steht der Elferrate mit seinem Leiter Harald Müller.

Dies ist ein kleiner Auszug aus der Käwwern-Chronik, die selbstverständlich jeweils mit Neuerungen ergänzt wird.