Der Geist des Weines
Der Bus rollt in der spätsommerlichen Abenddämmerung auf der Autobahn Richtung Heddernheim. Es ist verdächtig ruhig im Bus. Geschlossene Augen, Köpfe im Nacken, Kinn auf der Brust. Um die Ursache zu ergründen, weshalb die sonst so hartgesottenen, feierwütigen Käwwern eine Stille wie nach der Kaffeefahrt einer Seniorengruppe an den Tag legen, müssen wir die Uhr neun Stunden zurückdrehen…
Logbuch Samstag, 10.08.2019 11:30 Uhr – Heddernheim
Aus allen Richtungen kommend versammelt sich die Garde ergänzt durch weitere Käwwern bei bedecktem Himmel in Heddernheim für den diesjährigen Ausflug der Garde. Bestens gelaunt fahren wir zügig los und dürfen dank Sperrung der B9 noch viele kleine Ortschaften in Rheinhessen kennenlernen.
Mit kleiner Verspätung in Schwabsburg bei Nierstein ankommend erwarten uns bereits Martina mit Ihrer Tochter und zwei einsame Planwagen. Nach kurzen einführenden Worten machen wir uns startklar. Dankenswerterweise ist die Sitzordnung bereits namentlich festgelegt, so dass wir keine Zeit verlieren müssen und flugs aufsteigen. Die ersten Tropfen des rheinischen Goldes erfrischen uns. Um die nötige Grundlage zu schaffen werden noch die Lunchpakete verteilt und eingenommen. Die Stimmung ist gut, die Gläser nur kurz leer und wir dürfen die Fahrt durch die Weinberge genießen. Bei unserem ersten kleinen Stopp dürfen wir die Aussicht über Rheinhessen genießen. Der Blick reicht über den Rhein bis zum Odenwald und die Skyline von Frankfurt.
Es wird wärmer und verantwortungsbewusst wie wir sind, wird der Flüssigkeitshaushalt stets im Auge behalten. Mit Mut und Neugier behaftet werden auch andere Sorten probiert, warum bis zur Weinprobe warten. Die Fahrt geht weiter und die Zeit vergeht wie im Flug.
Der zweite Zwischenstopp führt uns zur historischen Schwabsburg, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Ein hoher Turm, der per Wendeltreppe erklommen werden kann und wird. Eine gute Gelegenheit sich mit Treppensteigen die Beine zu vertreten und den Panoramablick zu genießen. Einfach herrlich!
Nach einiger Zeit geht die Fahrt entspannt zurück Richtung Hof von Martina. Je mehr der Wein die Sinne benebelt, desto klarer wird der Himmel. Es ist nun sonnig und warm als wir am Hof ankommend die Plätze an den Tisch einnehmen und der Weinprobe freudig entgegensehen.
Während wir kleine Knabbereien genießen beginnt Martina mit der Ausführung und stellt uns die Weine vor. Runde für Runde, Glas für Glas, trocken und lieblich, weiß und rot. Nicht leicht sich bei diesem unruhigen Haufen gehör zu schaffen, aber mit bravour gemeistert. Wer aufmerksam zuhört, kann einiges erfahren und geht schlauer nach Hause als er angekommen ist. Nach etlichen Runden findet eine informative und sympathische Weinprobe Ihren Abschluss und geht über in ein willkommenes Abendessen. Die Grillmeister beziehen Position und die gespendeten Salate verteilen sich schnell auf den Tellern.
Am Ende eines gelungenen Gardeausfluges mit tollen Gesprächen, mit Spaß und Gelächter bleibt ein Wermutstropfen bestehen… es war leider das letzte Mal das wir Martina’s Gastfreundschaft aus persönlichen Gründen in Anspruch nehmen konnten. Glücklicherweise haben sich viele ein paar Erinnerungen mitgenommen. So treten wir nach emotionaler Verabschiedung und verladen der Weinkisten die Fahrt Richtung Frankfurt an. Der Geist des Weines hat Spuren hinterlassen… Geschlossene Augen, Köpfe im Nacken, Kinn auf der Brust
Irgendwann, der Autor hat die Uhr nicht im Blick, steht der Bus wieder in Heddernheim. Einige marschieren Richtung Heimat, andere mit geschulterter Beute frisch gestärkt vom Power-Napping Richtung Straßenfest. Was bleibt ist die Erinnerung an einen wunderschönen Tagesausflug.
Danke an die Garde für die Organisation, danke an die zahlreichen Spender und vor allem danke an Martina und Familie für die Gastfreundschaft, die fantastische und informative Weinprobe und den schönen Tag!
Marco Bigos

August 2019